Salzkammergutverband der Vogelfreunde

Vogelhaltung und Vogelfang im Salzkammergut - Brauchtum und Liebhaberei

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Brauchtumsvogelfang heute

 

Gefangen werden dürfen im Salzkammergut einzelne Exemplare der "Allerweltsarten" Erlenzeisig, Distelfink oder Stieglitz, Gimpel und der Fichtenkreuzschnabel. Es handelt sich um Finkenvögel (Fringillidae). Ihre Nahrung besteht vorzugsweise aus Sämereien, Körnern, Knospen und Früchten.
Sie sind Teilzieher (auch Strich- oder Zigeunervögel genannt), d.h. sie sammeln sich außerhalb der Brutzeit im Herbst (nicht fortpflanzungsfähige Junge auch während des Jahres) zu kleineren oder größeren Trupps zusammen und ziehen umher. Dies geschieht vorwiegend zum Auskundschaften geeigneter Fraßplätze.
Alle begehrten Vogelarten zählen zu den Kulturfolgern und sind häufig und weit verbreitet. Keine dieser Arten ist in der Roten Liste gefährdeter österreichischer Brutvögel eingetragen. Sie sind in Österreich weder in ihrer Verbreitung noch in ihrer Populationsdichte gefährdet oder bedroht.
Sie dienen Raubtieren (hier vor allem dem Sperber oder dem Sperlingskauz) als Nahrung und zeigen als normale ökologische Reaktion auf Populationsverluste eine erhöhte Vermehrungsrate. Diese hängt außerdem vorwiegend vom dargebotenem Nahrungsangebot und der Brutplatzqualität ab. In optima-len Jahren können die genannten Arten 3 Bruten pro Jahr durchführen, wobei jeweils 3 - 6 Eier/Junge ausgebrütet werden. Die Neststerblichkeit kann allerdings außerordentlich hoch, sodaß nur wenige Jungvögel den ersten Winter überleben. Die Gesamtlebensdauer geht nur selten über 2 Jahre hinaus.
Bei Gefahr flüchten sie, vorwiegend wenn sie allein sind, meist in dichtere Strukturen (Gestrüpp, etc.), da sie sich dort sicherer fühlen. Der Streß der Vögel bei Gefahren (auch vermeintlichen) wird verhindert, wenn die Quelle einer eventuellen Fluchtreaktion im Licht oder gegen einem helleren Hintergrund ist und der Vogel im relativ dazu dunklerem "Versteck".

 

Der Fang

erfolgt heute mittels "Netzkloben", das sind kleine Fallen, bei denen ein der Vogel nicht mehr an den Beinen festgehalten wird, sondern ein ca. 20 x 30cm großes Netz den Vogel umgibt, wenn sich dieser auf die Sitzstange setzt. Die Engmaschigkeit des Netzes verhindert ein Hängenbleiben oder ein Einhaken der Flügel. Das Netz wird nicht fest zusammengehalten, sondern oben überkreuzt, sodaß ein Befreiungsversuch das Netz schließt und nicht öffnet. Ein Vogel, der nicht zur Gänze vom Netz umgeben ist, kann sich leicht von selbst ohne Verletzungsgefahr befreien. Die Vögel zeigen in diesem Fall keine ethologischen oder physiologischen Anzeichen von Schmerz oder gar Verletzung. Für den Fang von Stieglitzen wird aufgrund seiner besonderen Verhaltensweise (er fliegt gerne auf den Wiesenboden) ein Bodennetz verwendet, welches nur dann schließt, wenn es durch den Vogelfänger aus-gelöst wird. Auch hier wird das Netz (Größe ca. 1x1m) über dem Vogel gezogen.
In Kombination mit einem Lockvogel (das ist ein unversehrter, sehr gesangsbegabter Vogel der selben Gattung) ist mit dieser Fangmethode ein selektiver Fang einzelner Vögel möglich, da pro Falle nur ein Vogel auf einmal gefangen werden konnte und ein zufälliger Fang eines vorbeikommenden Vogels einer anderen Art nur sehr selten ist. Der Fänger ist ständig anwesend und beobachtet die Vorgänge ganz genau. Im Fall eines Fangerfolgs kann er sofort die Falle aufsuchen und den Vogel, ohne ihn zu berühren, weiterfliegen lassen oder ihn behalten.

 

Vogelhaltung

Die Vögel werden, ausgenommen zur Fangzeit (Lockvogel, Angewöhnungszeit) und zur Ausstellung in gut durchlüfteten, hellen Innevolieren, die manchmal auch mit Außenvolieren kombiniert sind, gehalten. Die Innenausstattung reicht von vielen größeren und kleineren frischen (Nadelholz)- Zweigen über hölzerne Schlafstangen für jeden einzelnen Vogel bis zum kalkreichen, sauberen Sand zur Bodenbedeckung (braucht der Vogel als "Mahlkörner" für die Verdauung, sowie zur Volierehygiene notwendig).
Als Futter werden ausschließlich natürliche Sämerein (Fichten-, Lärchen-, Latschenzapfen, Hanf, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Negersamen, div. Kräutersamen, etc.), Kräuter und Knospen verwendet. Die Nahrung entspricht den artspezifischen Ansprüchen und richten sich nach der jahreszeitlichen Verfügbarkeit und nach den Vorräten (besonders bei Zapfen).
Etwaig auftretende Erkrankungen (wie Milbenbefall) werden nach verterinärmedizinischer Beratung mit den empfohlenen Präparaten behandelt.
 

Auslassen und Auswilderung

Bis auf wenige Vögel, die als Lockvögel behalten werden, werden die Vögel im Frühjahr wieder ausgelassen. Dazu ist eine Vorbereitungszeit notwendig, um die Tiere an die Außenbedingungen zu gewöhnen. Etwa ein Monat vor der Freilassung haben die Vögel nur mehr selten näheren Kontakt zu Menschen, werden hauptsächlich mit Futter versorgt, das sie um diese Jahreszeit auch draußen vorfinden (hauptsächlich Fichtensamen, Wildkräutersamen und Knospen, welches sie sich selbst am Boden suchen müssen). Sie werden dadurch scheu und vorsichtig und erlernen die natürlichen Gefahren verstärkt zu beachten. Da die Vögel bereits die Bedingungen der freien Wildbahn erlernt haben und kennen, ist eine Wiederfreilassung in natürlicher Umgebung ohne weitere Komplikationen möglich.
Die Freilassung erfolgt nach den großen Kälteeinbrüchen im Frühjahr während einer längeren Schönwetterperiode (Mitte April bis Anfang Mai). Die Vögel betätigen sich dann sofort mit der Partnersuche und dem Brutgeschäft.
Natürlich sind sie nach der Freilassung denselben Gefahren wieder ausgesetzt wie alle anderen freilebenden Vögel.
 

Vogelausstellung

Alljährlich organisieren die Vogelvereine am Sonntag vor Kathrein (= 25. November) eine Waldvogelausstellung, bei der die im Herbst gefangenen, aber auch schon länger gepflegte (gelber Kreuzschnabel)  Vögel der Öffentlichkeit präsentiert werden. Eine "Jury", sogenannte Preisrichter, bestimmen nach althergebrachten und in Preisrichterrichtlinien niedergeschriebenen Regeln die schönsten Vögel. In dieser Reihenfolge werden sie in Ausstellungskäfigen an einer geschmückten Wand präsentiert. In der Regel findet diese Ausstellung in eigens dafür adaptierten Räumen heimischer Gasthäuser statt. Für die Aussteller gibt es Erinnerungspreise, meist ein bemalter Teller oder ein geschnitzter Vogelfänger, die zwar von geringem materiellen Wert, dafür aber von hohem ideellem Wert sind.
 

(C) 2009 Salzkammergutverband der Vogelfreunde - http://www.vogelfreunde-salzkammergut.at
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